Leptis Magna in Libyen? Viele haben ein Leben lang unerfüllte Reisewünsche. Manchmal sind es auch Reiseträume. Leptis Magna in Libyen – oft auch als das afrikanische Rom bezeichnet, war eines dieser Ziele auf meiner Lebensliste. Libyen war einst ein bedeutendes Land und Leptis Magna eine der imposantesten und wichtigsten Städte des Imperium Romanum, des großen römischen Reiches. Heute ist Leptis Magna in Libyen, die einstige römische Metropole auf afrikanischem Boden nur noch eine Ruinenstadt in dem nordafrikanischen Land, wenn auch eine mit unglaublichen Dimensionen und obendrein gut erhalten.

Wie kann eine Stadt wie Leptis Magna in Libyen zum Titel „Das afrikanische Rom“ kommen? Nun: Es bietet uns bis heute einzigartige Einblicke in das Leben der Römer, ihre Kultur und Architektur zu Beginn der christlichen Zeitrechnung. Folgerichtig wurde Leptis Magna von der UNESCO 1982 zum Weltkulturerbe ernannt. In diesem Beitrag lesen Sie die spannende Geschichte von Leptis Magna.

Als ich total begeistert durch die Ruinen von Leptis Magna spazierte, wurde mir klar, dass bis jetzt nur ein geringer Prozentsatz der gewaltigen historischen Hafenstadt ausgegraben sein kann. Der Reiseführer bestätigte mir später, dass es lediglich etwa 5% des einstigen großen Handelszentrums in der römischen Provinz Africa sind. Heute würden wir sagen: Leptis Magna war eine Kolonie. Das heiße Wüstenklima in Verbindung mit der salzhaltigen feuchten Luft vom Meer lässt die bis jetzt freigelegten Bauten leider allzu schnell verfallen.

Aus diesem Grund und weil in dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Libyen der Verlust dieser unersetzlichen Kulturschätze drohen kann, hat die UNESCO alle fünf Welterbestätten des Landes – und damit auch Leptis Magna, das afrikanische Rom – auf die Rote Liste der gefährdeten Weltkulturerbestätten gesetzt.

Es ist lange her, dass ich das große Glück hatte, Leptis Magna zu besuchen. Heute ist das leider unmöglich, denn das Land ist seit vielen Jahren ein verlorenes Reiseziel mit einem ähnlichen Schicksal wie der Jemen, über den ich bereits vor einiger Zeit berichtete. Mit dem Beitrag über Leptis Magna in Libyen, das afrikanische Rom, setze ich die mit dem Jemen-Bericht begonnene Reihe ‚Verlorene Reiseziele‘ fort.

Leptis Magna in Libyen – Kurze Einführung

Bis 2011 herrschte Muammar Al-Gaddafi in Libyen, der sich 1969 an die Macht geputscht hatte. Seit seiner Ermordung 2011 regieren im Land unterschiedliche Machthaber und Kriegsherren. Es tobt ein schrecklicher Bürgerkrieg, der Libyen lähmt und Tourismus unmöglich macht. Die antiken Stätten wie etwa Ghadames, Shabath, Sabratah und allen voran Leptis Magna, das afrikanische Rom, zählen zu den wichtigsten kulturhistorischen Kostbarkeiten des Landes.

In Friedenszeiten zogen diese Orte viele Besucher an, nun liegen sie in einem Dornröschenschlaf. Immerhin ist Leptis Magna in Libyen wenigstens von größeren Zerstörungsaktionen – wie es in Syrien oder Jemen der Fall war – bisher verschont geblieben.

Libyen ist der viertgrößte Staat auf dem Schwarzen Kontinent. Während das Land im Norden an das Mittelmeer grenzt und eine etwa 2.000 km lange Küstenlinie besitzt, wird der größte Teil des Landes von der Wüste Sahara bedeckt. Deshalb leben die meisten Menschen an der Küste, wo auch die Hafen- und Hauptstadt Tripolis liegt. Von hier aus führte mich mein Weg ins gut 120 km entfernte Leptis Magna, das afrikanische Rom in Libyen.

Wie entstand das afrikanische Rom? – Die Geschichte von Leptis Magna

Leptis Magna war nicht von Anfang an eine römische Stadt, sie wurde schon sehr viel früher, nämlich um 800 v. Chr. von den Phöniziern (auch bekannt als Punier oder Karthager) als Handelshafen gegründet. Doch nachdem die Phönizier von den Römern besiegt worden waren, geriet Leptis Magna 46 v. Chr. unter römische Herrschaft. Ab diesem Zeitpunkt ging es mit der Stadt rasch bergauf. Sie entwickelte sich zu einer bedeutenden Hafenmetropole und stieg durch den Handel mit Rom zur reichsten Stadt der römischen Provinz Africa auf.

Septimius Severus – Wohltäter und Kaiser

Wer war dieser Mann? Septimius Severus wurde in Leptis Magna geboren, seine Familie gehörte zur Oberschicht der Stadt. Er durchlief die Senatorenlaufbahn, machte in Rom Karriere und wurde später zum römischen Kaiser ernannt. Er regierte von 193 – 211 n. Chr. Er wurde der Wohltäter der Stadt. Unter seiner Ägide erlebte das afrikanische Rom seine absolute Hoch-Zeit. Kaiser Septimius Severus zeichnete verantwortlich für viele der Prachtbauten seiner Heimatstadt. Er verlieh ihr das ‚ius italicum‘, ein besonderes Recht, das ihr nahezu alle üblichen Abgaben erließ. Sein Sohn und Nachfolger Caracalla stand ihm darin nicht nach.

Das afrikanische Rom und sein Niedergang

Die Blütezeit von Leptis Magna und damit der kühne Traum vom afrikanischen Rom auf dem Gebiet des heutigen Libyen waren nur kurz. Dunkle Wolken ballten sich über der nordafrikanischen Handelsmetropole zusammen. Noch schien es niemand zu bemerken. Der lebenswichtige Hafen begann zu versanden, der Zenit der römischen Herrschaft war längst überschritten. Hinzu kam, dass Prunksucht, Dekadenz und die Kosten für die pompösen Bauten im afrikanischen Rom die Finanzen der Stadt komplett ruiniert hatten. Mit dem Einfall der Vandalen in Leptis Magna 455 n. Chr. und der Plünderung der Stadt begann ihr Abstieg.

Später, während der byzantinischen Zeit unter Kaiser Justinian I., erholte sich Leptis Magna vorübergehend noch einmal ein wenig. Es konnte jedoch der Invasion der Araber Mitte des 7. Jh. n. Chr. nicht standhalten. Damit war der Traum von einem Rom in Afrika ausgeträumt und das Schicksal der Stadt endgültig besiegelt. Zum neuen Zentrum der Region stieg Tripolis (lateinisch: Oea (hist.)) auf und Leptis Magna versank in der Bedeutungslosigkeit, nachdem seine Bewohner es nach und nach verlassen hatten.

Im Lauf der folgenden Jahrhunderte begrub der Wüstensand der Sahara Leptis Magna unter sich und so fiel eine der spektakulärsten und mächtigsten Städte der Antike der Vergessenheit anheim.

Erst als Libyen unter italienische Kolonialherrschaft geriet, kamen in den 1920er Jahren italienische Archäologen zu Ausgrabungen nach Leptis Magna. Doch bis heute sind die Arbeiten noch lange nicht beendet. Wer weiß, welche Geheimnisse der Wüstensand der Sahara noch verbirgt. Ob er sie eines Tages wohl freigeben wird?

Eine Zeitlang wurden auch Erdbeben vermutet, die den Untergang der Stadt beschleunigt haben könnten. Doch bei den Untersuchungen der antiken Architektur stellten Wissenschaftler und Ingenieure fest, dass beispielsweise die Thermen – bedingt durch ihre spezielle Kuppelkonstruktion – absolut erdbebensicher gebaut waren.

Leptis Magna – Ein Rundgang

Einst pulsierte in der antiken Stadt das Leben, man vermutet, dass in der Blütezeit etwa 100.000 Menschen in Leptis Magna wohnten und arbeiteten.

Begleiten Sie mich doch auf einen antiken Stadtbummel durch Leptis Magna in Libyen, das nicht zu Unrecht als das afrikanische Rom bezeichnet wird.

Triumphbogen des Septimius Severus

Am Eingang zur einstigen Handelsmetropole steht der gewaltige Triumphbogen des Septimius Severus. Beeindruckende Fresken zieren das Bauwerk. Die Größe des Stadttors und die einst aufwendige Gestaltung lassen noch heute erahnen, wie prachtvoll Leptis Magna einst gewesen sein muss.

Dieser vierseitige Triumphbogen lag einst vergraben unter dem Sand, Archäologen setzten ihn mühsam aus den gefundenen Einzelteilen wieder zusammen, rekonstruierten fehlende Stücke und restaurierten ihn. Die Reliefe, die ihn verzieren, bestehen aus Marmorplatten. Sie zeigen eine Prozession des Kaisers und seiner Familie. Es handelt sich dabei allerdings um Kopien, die Originale der Reliefs finden sich heute im Museum in Tripolis.

Die von hier ausgehenden Straßen besitzen teilweise sogar noch das Original-Pflaster aus der Römerzeit und lassen Einblicke in die damalige Kunst des römischen Straßenbaus zu.
Betritt man Leptis Magna durch den pompösen Triumphbogen und folgt der Pflasterstraße weiter, gelangt man in das Herz der ehemaligen römischen Kolonialstadt.

Der Markt

Der Markt war ein Geschenk von Annobal Tapapius Rufus. Er war nicht nur ein reicher Kaufmann und Bürger der Stadt mit punischen (phönizischen oder karthagischen) Wurzeln, sondern auch ihr großzügiger Förderer und Mäzen. Zum Markt gehören zwei große oktagonale Pavillons mit Arkaden. Dort standen die steinernen Verkaufstheken der Markthändler.

Damit es bei den Geschäften ganz korrekt zuging, wurde alles ordentlich kontrolliert. Dazu gab es extra eine Messbank aus Stein. Sie hatte Löcher in verschiedenen Größen. Der Durchmesser entsprach den unterschiedlichen Größen der Amphoren, die man damals benutzte. So konnte der Käufer stets sicher sein, nicht betrogen zu werden.

Und wer weiß, vielleicht spazierte auch dieser reiche Kaufmann Annobal einst durch die Straßen und den Markt, um zu sehen, wie die Geschäfte liefen oder vielleicht auch, um die eine oder andere KLeinigkeit einzukaufen.

Was wurde auf dem Markt angeboten?

Im Angebot waren in erster Linie natürlich Lebensmittel, Fleisch, vielleicht Wild und auch frisches Gemüse. Dazu alles, was es damals im römischen Reich gab, Waren aus fern und nah wie Gewürze oder Wein, die die Handelsschiffe aus fernen Regionen mitbrachten.

Ich kann mir gut vorstellen, wie es zugegangen sein mag, als vielleicht gerade wieder ein Handelsschiff eingelaufen war mit neuer frischer Ladung. Da traf sich vermutlich die halbe Stadt auf dem Markt, um das Angebot zu bestaunen. Oder wenn wieder eine Karawane des Trans-Sahara-Handels den gefährlichen Weg durch die Wüste bis nach Leptis Magna an der Küste geschafft hatte und mit ihr auf den Kamelrücken ganz besonders exotische Güter wie Gold, Sklaven oder wilde Tiere wie Löwen und Elefanten.

Die wichtigsten Güter waren vemrutlich Oliven, Olivenöl und Weizen. Sie kamen aus dem Hinterland. Dort standen riesige Olivenhaine, deren alte Bäume reiche Ernte lieferten. Der Weizen, den die Menschen dort im Hinterland anbauten, wurde sogar bis nach Rom verschifft. Nicht umsonst galt diese Region von Libyen damals als Kornkammer des Römischen Reiches (Imperium Romanum). Für uns heute nicht mehr nachvollziehbar, doch zu jener Zeit wusste man, wie man das Land mit Hilfe eines speziellen Damm-Systems bewässern und gute Ernten erzielen konnte.

Das Theater

In der Nachbarschaft des Marktes liegt das Theater. Seine Entstehung verdankt das Mammut-Bauwerk ebenfalls Annobal Tapapius Rufus. Großzügig stellte er als einer der reichsten Bürger von Leptis Magna auch dafür die notwenigen Finanzmittel zur Verfügung. Bereits 9 v. Chr. wurde das Theater eingeweiht. Es ist nach Sabratha ’nur‘ das zweitgrößte erhaltene Theater des Imperium Romanum, dafür aber um 200 Jahre älter.


Vor dem Eingang zum Theater findet man heute noch kopflose Statuen, die eine Toga tragen. Früher war es üblich, Statuen von Bürgern, die sich in irgendeiner Weise besonders verdient gemacht hatten um die Stadt, vor öffentlichen Gebäuden aufzustellen – stets in eine Toga gekleidet, ein Symbol dass es sich um römische Bürger handelte.

Die Hadriansbäder (Hadrians Thermen)

Die Hadrianischen Thermen gehören mit zu den größten römischen Badelanlagen außerhalb Roms. Sie wurden nach Kaiser Hadrian benannt, der zu dieser Zeit – Anfang des 2. Jh. n. Chr. – regierte.

Schlendert man durch die Anlage, fallen Marmorbänke mit runden Löchern darin auf, insgesamt waren es einmal 60 Löcher. Man fragt sich unwillkürlich, was der Sinn dieser Löcher gewesen sein mag. DAS ist der Luxus im 2. Jahrhundert!. Die Hadriansbäder waren im wahrsten Sinne des Wortes ‚up to date‘. Bei diesen gelöcherten Marmorbänken handelt es sich nämlich um die ‚Gemeinschaftstoilette‘. Die Löcher waren Sitzplätze! Eine freundliche Unterhaltung mit dem Nachbarn wurde gleich mitgeliefert!

In dieser Thermenanlage gab es Kalt- und Heißwasserbereiche und auch einen Bereich mit nur mäßig warmem Wasser. Die Römer hatten hier ein äußerst ausgeklügeltes System einer Warmluftheizung, die sogenannte Hypokauste, die allerdings Unmengen von Holz zur Befeuerung benötigte. Man vermutet im übrigen auch, dass die ausgiebige Badelust der Römer dazu beigetragen hatte, dass die Wälder im heutigen Libyen nahezu komplett abgeholzt wurden.

Die Ausstattung insgesamt war für damalige Verhältnisse direkt verschwenderisch, denn es wurden die verschiedensten und sehr kostbaren Marmorarten dafür verwendet. Ins Bad gingen die Römer nicht nur der Reinlichkeit wegen. Für sie war es auch ein wichtiger Treffpunkt, so wie man sich heute zu Geschäftsessen und Besprechungen treffen würde, so trafen sich die Römer in den Thermen.

Den Hadriansbädern war auch eine Palaestra angegliedert, eine Art Sportplatz unter freien Himmel, die der körperlichen Ertüchtigung aber auch der erholsamen Entspannung dienen sollte.

Das Nymphäum

Nicht weit von den Hadriansbädern entfernt, liegt ein Nymphaeum, ein über einer Quelle oder einem Brunnen errichtetes Heiligtum, das einer Nymphe geweiht war. In Leptis Magna diente das Nymphäum aber auch einem ganz praktischen Zweck: Die Bewohner der Stadt holten sich ihr Frischwasser. Das Nymphäum war wunderbar verziert mit Säulen und schönen Ornamenten. In der Blütezeit von Leptis Magna mag es sicherlich ein prachtvolles Kunstwerk gewesen sein, heute sind nur noch Ruinen vorhanden, Reste des Bauwerkes liegen um das Nymphäum herum und bezeugen noch immer seine einstige Schönheit.

Das Alte Forum

Bevor das Neue oder Severus-Forum erbaut wurde, war hier das Handelszentrum von Leptis Magna. Ursprünglich war es umrahmt von Tempeln, die den verschiedensten Gottheiten gewidmet waren. Es gab sogar einen Tempel für den Kult um den vergöttlichten Kaiser.
Von alldem ist heute nicht mehr viel übrig geblieben, Wind und Wetter haben das ihre dazu beigetragen.

Das Severus-Forum = Neues Forum

Das Neue Forum wurde so benannt, da es auch noch ein ‚Altes Forum‘ gibt, das aber näher am Meer liegt. Das Neue Forum wurde während der Herrschaft des Kaisers Septimius Severus errichtet, deshalb wird es auch oft als Forum Septimius Severus bezeichnet. Es war sehr großzügig gebaut, zwar nicht überdacht, dafür besaß es aber umlaufende Arkadengänge. Dort findet man auch steinerne Portraits der Meduse, einer Schreckensgestalt der griechischen Mythologie mit Schlangenhaaren. Wer eine Meduse anblickte, soll sofort zu Stein verwandelt worden sein.
Mit einer Fläche von 6.000m² war das Neue Forum der größte Gebäudekomplex in Leptis Magna.

Was machte man im Forum?

Es war ein wichtiger Treffpunkt für die Geschäftsleute, hier wurden Geschäfte abgewickelt, über aktuelle Themen diskutiert und die verschiedensten Handelsgeschäfte abgeschlossen.

Die Basilika

Wenn wir heute das Wort Basilika hören, denken wir meistens an eine Kirche. Doch bei den Römern hatte das Wort Basilika eine andere Bedeutung. Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort ‚basílíke‘ ab, was man mit ‚Königshalle‘ übersetzen kann. Im römischen Reich war eine Basilika eine große, mehrschiffige – meist dreischiffige – Halle, in der Versammlungen stattfanden und auch Gericht gehalten wurde. Dieser Basilika-Bau wurde typischerweise am hinteren Ende mit einem Halbrund abgeschlossen.

Die christliche Architektur übernahm später die Bauweise der römischen Basilika für ihre Kirchenbauten. Der einstige hintere halbrunde Abschluss der römischen Basilika wurde bei der christlichen Kirche zur vorne gelegenen Apsis, dem Altarraum.

In Leptis Magna in Libyen besaß die Basilika drei Schiffe. Es war sowohl der Sitz der Stadtverwaltung als auch des Gerichtes. Außer Gerichtsverhandlungen fanden üblicherweise dort alle wichtigen politischen Versammlungen statt.

Entsprechend der Bedeutung der Basilika im Stadtleben von Leptis Magna war sie reichhaltig ausgestaltet. Die Pilaster aus Marmor sind mit kunstvollen Schnitzereien verziert, die Szenen um den Weingott Bacchus darstellen sowie Geschichten um die Heldentaten des Herkules.

Nach dem Ende der römischen Herrschaft wurde die Basilika in der nachfolgenden byzantinischen Herrschaftsperiode umgewidmet in eine christliche Kirche.

Kolonnadenstraßen

Als ich langsam durch die wohl einst prachtvollen Kolonnadenstraßen schlenderte, ließ ich meine Gedanken in jene längst vergangenen Zeit zurückschweifen. Ich stellte mir vor, wie das Leben auf den Kolonnadenstraßen gewesen sein mochte. Kaufleute, die gemessenen Schrittes nach dem Forum strebten oder nach getaner Arbeit gemeinsam mit anderen Richtung Hadriansbad gingen, um sich zu erholen. Oder auch Sklaven, die für ihre Herrschaft am Markt die Einkäufe und Besorgungen erledigten. Sicherlich pulsierte das Leben damals genauso wie heute in einer unserer modernen Großstädte – nur eben auf einem anderen Niveau.

Das Amphitheater oder auch der Zirkus

Das riesige Amphitheater, in dem bis zu 16.000 Besucher Platz fanden, liegt etwas außerhalb. ‚Brot und Spiele‘ hieß das Motto, nicht nur in Rom, sondern auch in Leptis Magna. Hier fanden die Kämpfe von berühmten Gladiatoren statt, die zur Bespaßung für das Volk mal mehr mal weniger siegreich gegen blutrünstige wilde Bestien antraten.

Doch nicht nur Gladiatorenkämpfe wurden im Amphitheater ausgetragen. Genauso häufig wurden aber auch Kriegsgefangene und Verurteilte in der Arena in den Tod geschickt und den wilden Tieren dort zum Fraß vorgeworfen. Im Lauf der Zeit waren auch verstärkt Christen und diesen armen Menschen, denn die neue Religion des Christentums, die sich langsam verbreitete, war den Herrschern nicht genehm.

Deshalb war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich während der Zeit der römischen Herrschaft Leptis Magna, das Rom in Afrika zu einem wichtigen Umschlagsplatz entwickelte, nicht nur für handelsübliche Waren wie Weizen und Olivenöl, sondern auch für wilde Tiere wie Löwen. Diese wurden dann für die beliebten Zirkusspiele bis nach Rom geschickt.

Der Hafen

Der Hafen wurde unter Kaiser Septimius Severus umfassend ausgebaut und vergrößert, er erhielt sogar ein künstliches Hafenbecken und wurde enger an die Stadt angebunden. Eine große von mächtigen Säulen eingerahmte Prachtstraße führte vom Zentrum zum Hafen.

Dem Hafen verdankte Leptis Magna letztendlich seinen Aufstieg zur wichtigen Handelsmetropole. Nicht umsonst hatten die Punier die erste Siedlung an dieser Stelle erbaut. Hier mündete das Wadi Lebda ins Mittelmeer. Allerdings führte das Wadi, ein teilweise ausgetrocknetes Flussbett, nach den Regenfällen auch Unmengen von Steinen, Sand und Geröll mit sich. Dadurch füllte sich das Hafenbecken langsam aber stetig. Um dieses Trockenfallen zu verhindern, ließ Kaiser Septimius Severus die Ufer befestigen und einen Damm bauen. Doch im Lauf der Jahrhunderte holte sich die Natur ihr Reich wieder zurück und der Hafen verlandete komplett.

Fazit:

Leptis Magna ist eine faszinierende archäologische Stätte. Angenehm war, dass ich mich bei meinem Besuch überall frei bewegen durfte, es gab keinerlei Absperrungen. Da hatte ich in Libyen mit anderen Maßnahmen gerechnet. Auf großen Flächen lagen unzählige Fragmente von einstigen Bauwerken, Säulenstücke und anderen Bruchsteinen, die wohl Archäologen dort zusammengetragen hatten, um sie noch näher zu bestimmen, zuzuordnen und zu untersuchen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses einzigartige UNESCO-Weltkulturerbe erhalten bleibt und weiter ausgegraben und erforscht wird, damit wir es alle eines Tages wieder werden besuchen können.

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