Südamerika kulinarisch

Wer sich mit Südamerika kulinarisch befasst, wird feststellen: Manches schmeckt ähnlich wie zuhause, manches exotisch und manches extrem ungewohnt für europäische Gaumen. Die eine oder andere Spezialität wird der an Südamerika kulinarisch interessierte Besucher vielleicht noch nicht einmal probieren wollen. Ich gehe später noch genauer darauf ein. 13 Länder teilen sich die untere Hälfte des amerikanischen Kontinents, das größte ist Brasilien. So unterschiedlich wie die jeweiligen geografischen Gegebenheiten des Kontinents sind, so unterschiedlich erlebt der Besucher Südamerika kulinarisch in den einzelnen Ländern. Der europäische Einfluss in der südamerikanischen Küche ist historisch bedingt. Die einstigen Weltmächte Spanien und Portugal teilten 1494 im Vertrag von Tordesillas den südamerikanischen Kontinent untereinander auf: Brasilien im Osten fiel an Portugal und der Rest im Westen an Spanien. Dementsprechend siedelten sich Spanier und Portugiesen an und brachten ihre Heimatküche mit . Diese Wurzeln sind bis heute schmeckbar und prägten Südamerika kulinarisch.

Südamerika kulinarisch – Afrikanische Einflüsse

Ihren kulinarischen Anteil an der südamerikanischen Küche haben auch Sklaven aus Afrika, die die Weißen zur Arbeit auf ihren Zuckerplantagen in Brasilien geholt hatten. Salvador da Bahia gilt bis heute als Schwarzes Herz Brasiliens. Dort sind Acaraje bis heute eine gerne gegessene Spezialität. Es sind fritierte Bällchen aus Bohnen, die mit anderen würzigen Zutaten wie Gemüse und Garnelen zu einem leckeren Imbiss als Streetfood verkauft werden. Westafrikanische Sklaven brachten die Rezeptur aus ihrer Heimat mit. Auch das brasilianische Nationalgericht Feijoada – eine Art Bohneneintopf – ist ein Erbe der Sklaven.

Südamerika kulinarisch – Portugiesische Einflüsse

Die Vorliebe der Portugiesen für Süßes ist in Brasilien allgegenwärtig. Kaffee muss nicht nur heiß und schwarz sein, sondern im wahrsten Sinn des Wortes zuckersüß. Auch die Desserts sind oft reich an Zucker, Eiern und Mandeln. Diese Spezialitäten wurden ursprünglich in portugiesischen Klöstern hergestellt und kamen mit den Kolonialisten nach Südamerika. Die in Brasilien nicht vorhandenen Mandeln wurden kurzerhand durch geraspelte Kokosnuss ersetzt.

Südamerika kulinarisch – Spanische Einflüsse

Pastel de Choclo ist ein Gericht, das zu den Klassikern in der chilenischen Hausmannskost zählt. Auch in anderen spanischsprachigen Ländern Südamerikas wie Bolivien, Argentinien oder Peru ist es äußerst beliebt. Es handelt sich dabei um eine Art Schichtauflauf aus Maisbrei und Hackfleisch. Die Zubereitung der Fleischfüllung geht auf die Spanier zurück, der Maisbrei dagegen war eine Spezialität des indigenen Mapuche-Stammes, der im Raum des heutigen Chiles lebte.

Empanadas

Empanadas findet man überall auf dem südamerikanischen Kontinent. Die Teigtaschen kommen ursprünglich aus Spanien, genauer gesagt aus Galicien. Dort wurden sie früher allerdings in kleinerem Format zubereitet als man sie heute in südamerikanischen Ländern findet. Die Zutaten für den Teig variieren ebenfalls, mal mit Weizen, mal mit Mais und mal mit Yucca (Maniok) hergestellt. Auch die Füllungen sind Legion – es gibt sie mit Fleisch, Gemüse, Fisch oder Ei. Auch süße Füllungen haben sich mittlerweile durchgesetzt. Und diese Teigtaschen sind oft sehr groß und äußerst sättigend.

Südamerika kulinarisch – Einflüsse der Indios und Inka

Ein Gericht, das aus der Küche der Ureinwohner im Amazonasgebiet stammt, ist Tacacá. Dabei handelt es sich um eine Art Suppe, die mit Maniok zubereitet und mit Chili und Jambu-Blättern gewürzt wird – einer Art medizinisches Kraut, das bei den Indios sehr beliebt ist.

Die Maniokwurzel

Ein wichtiges Grundnahrungsmittel war bei den Indios und Inka seit Jahrhunderten der Mais. Er galt als Geschenk der Götter. Mais ist als Basis in allerlei Gerichten in nahezu allen südamerikanischen Ländern zu finden. Selbst Bier wird daraus gebraut, das Chicha.

Cuy

Für europäische Gaumen sehr gewöhnungsbedürftig ist Cuy, eine uralte Spezialität aus Peru. Cuy ist eine Art Meerschweinchen und wird bis heute in manchen Regionen auf dem Lande als Haustier gehalten und geschlachtet.

Kartoffeln

Auch die Kartoffel spielt in der südamerikanischen Küche eine große Rolle. Ihre ursprüngliche Heimat liegt vermutlich in den Anden. Noch heute werden dort in größeren Höhenlagen Kartoffeln in traditioneller Weise gefriergetrocknet und damit über mehrere Jahre haltbar gemacht. Sie dienten so als Vorrat für Hungerszeiten oder schlechte Erntezeiten.

Matetee

Dieser gewöhnungsbedürftige Tee mit seinem ganz speziellen Eigengeschmack wird in Südamerika getrunken wie bei uns Kaffee. Er wird aus den Blättern des Mate-Busches hergestellt. Er wirkt dank seines Koffeingehaltes sehr belebend und gilt als eine Art südamerikanisches Nationalgetränk. Den Aufguss aus diesen Blättern kannten bereits die Ureinwohner.

Südamerika kulinarisch – Einige Spezialitäten

Fleisch

Argentinisches Rindfleisch ist berühmt. Die Qualität galt lange Zeit als die beste weltweit. Die riesigen Rinderherden konnten in der genauso riesigen weiten Pampa frei grasen und auf ganz natürliche Weise aufwachsen. Das spiegelte sich in der Qualität wieder. Doch der Stern scheint zu sinken. Die Weideflächen schrumpfen, sie fallen dem lukrativen Soja-Anbau zum Opfer. Trotz allem sind die argentinischen Asados noch immer beliebt. Asado bedeutet Barbecue auf argentinisch und das heißt wiederum: Beim Grillen wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Fleisch kommt in Unmengen auf riesengroße Grills. Das gilt allerdings nicht nur für Argentinien, sondern auch für Uruguay. Böse Zungen lästern, dass dort das Gemüse Fleisch heißt…

Fisch – Ceviche (Cebiche)

Ceviche ist eine Spezialität, bei der roher Fisch mit Limetten oder Zitrone mariniert und dadurch ‚gegart‘ wird. Peru nimmt heute für sich in Anspruch, das Ursprungsland für diese Spezialität zu sein. Es gilt in Peru auch als Nationalgericht. Doch die Heimat der Ceviche zu sein, nimmt auch Ecuador für sich in Anspruch. Mittlerweile hat sich Ceviche in unterschiedlichsten Zubereitungsarten auch in anderen Ländern Südamerikas verbreitet und ist – da dafür stets sehr frischer Fisch verwendet werden muss – gerade in Küstenregionen ganz besonders beliebt.

Fazit:

Südamerika kulinarisch bedeutet würzig, bunt, tropisch-exotisch, vielseitig, gesund – und ist durchaus eine Versuchung wert!

error: Dieser Inhalt ist kopiergeschützt! Bitte geniessen Sie die Bilder!