Nordamerika kulinarisch – die meisten denken dabei an Hamburger mit Pommes, Pancakes oder Donuts. Doch wer den Kontinent bereist, wird feststellen, dass Nordamerika kulinarisch sehr viel mehr zu bieten hat. Menschen aus Europa, aus der Alten Welt und später auch Menschen aus anderen Kontinenten besiedelten nach der Entdeckung durch Kolumbus Nordamerika. Ihre eigenen Spezialitäten aus der Heimat und ihre Kultur brachten sie mit und drückten Nordamerika kulinarisch ihren Stempel auf. In ihrer neuen Heimat lernten die Einwanderer dann andere Nahrungsmittel kennen wie Mais, Kürbis und Bohnen. Das Wissen um die Zubereitung erhielten sie von den indianischen Ureinwohnern. Alles zusammen vermischte sich im Lauf der Jahrhunderte und formte einen Schmelztiegel, der Nordamerika kulinarisch bis heute prägt. Schauen wir uns einmal um auf dem nordamerikanischen Kontinent, dem drittgrößten der Welt.

Nordamerika kulinarisch – Die Ostküste

In den Neuengland-Staaten ließen sich schwerpunktmäßig viele Einwanderer aus England und Schottland nieder. Die ersten waren die Pilgerväter, die mit der Mayflower kamen. Kulinarische Erbstücke sind deshalb Apple Pie oder Baked Beans. Die Qualität der Maine-Hummer ist weltbekannt. New York dagegen ist kulinarisch Multi-Kulti vom Allerfeinsten. In kaum einer anderen Stadt in Nordamerika haben sich so viele unterschiedliche Nationalitäten versammelt. Von hier verbreitete sich das Gericht Mac & Cheese, Macaroni & Cheese, über den gesamten Kontinent. Aus der typisch amerikanischen Alltagsküche ist es nicht mehr wegzudenken. Einer Legende nach brachte Präsident Thomas Jefferson das Rezept von einer Reise nach Italien mit.

Nordamerika kulinarisch – Kreolische Küche und Cajun-Küche im Süden

Im Bundesstaat Louisiana dominieren die kreolische Küche und die Cajun-Küche. Beide kamen mit französischen Einwanderern ins Land. Während die Cajun-Küche etwas rustikaler, ländlicher daherkommt, finden sich in der kreolischen Küche die Einflüsse der raffinierteren französischen Küche wieder. Ein bekannter Vertreteter ist Jambalaya, eine Art Reiseintopf.

Neben Reis ist Mais ein weiterer wichtiger Bestandteil dieser Küche. Maisbrot ist heiß geliebt und fehlt selten bei einer Mahlzeit. Der Pecan-Pie, der zur nordamerikanischen Küche gehört wie Truthahn zu Thanksgiving, ist eine weitere Spezialität der Südstaaten, die sich in den gesamten USA verbreitet hat. Französische Siedler sollen diesen gehaltvollen Kuchen in New Orleans einst kreiert haben. Heute ist er traditioneller Bestandteil des Thanksgiving-Menüs.

Die schwarzen Sklaven, die Vorfahren der heutigen Afroamerikaner, brachten aus ihren Heimatländern ebenfalls ihre eigene Kochkultur mit und schufen mit den vorhandenen Nahrungsmitteln neue Spezialitäten. Die in USA fürs Barbecue heiß geliebten Spareribs gehen auf die Sklaven aus Afrika zurück. Sie erhielten oft minderwertiges, möglichst billiges Essen, das aus Produkten bestand, die die Weißen verschmähten, wie Innereien oder eben die Rippchen. Auch die heute allseits beliebten Chicken Wings, Hähnchenflügel, fallen unter diese Kategorie. Diese Art zu kochen wird heute als Soulfood – Seelennahrung bezeichnet und findet sich hauptsächlich in den Südstaaten, dem einstigen Zentrum der Sklaverei.

Ein anderer nordamerikanischer Kochstil ist Tex-Mex. Dabei standen zwei benachbarte Länder Pate: Texas und Mexiko. Beide waren über Jahrhunderte spanische Kolonien. Traditionelle Einflüsse aus der spanischen Küche verbanden sich mit denen der Ureinwohner. Sie kannten und pflanzten bereits Chili an und Mais, der wichtigsten Zutat für Tortillas. Die berühmteste Spezialität der Tex-Mex-Küche ist Chili con Carne. Mexikanisch daran sind die Chilischoten, texanisch dagegen der Kreuzkümmel, der im Chili con Carne auf keinen Fall fehlen darf. Einwanderer von den spanischen Kanaren hatten das Gewürz im Gepäck, als sie sich in Texas niederließen.

Nordamerika kulinarisch – Die Westküste

Im Golden State Kalifornien an der Pazifikküste sind die Einflüsse der asiatischen Küche unübersehbar. Der kalifornische Goldrausch im 19. Jh. spülte unzählige Chinesen ins Land, die auf den Goldfeldern arbeiteten, sowie am Aufbau der Eisenbahn beteiligt waren und sich später im Land niederließen. Nicht umsonst hat San Francisco eines der größten Chinesenviertel außerhalb Chinas. Auch ein Japantown gibt es. Aus diesen ethnischen Kombinationen entstanden so manche fantasievolle kulinarische Spezialitäten wie Sushirrito – einer spannenden Mischung aus mexikanischem Burrito (gefüllte Tortilla) und japanischem Sushi.

Nordamerika kulinarisch – Spezialitäten

Erdnussbutter

Sie ist in Nordamerika als Brotaufstrich heiß geliebt. Die mächtige Creme besteht fast nur aus Erdnüssen. In den Neuengland-Staaten an der Ostküste machte Fluffernutter kulinarische Karriere: ein mit Erdnussbutter (peanut butter) und Marshmallow-Creme bestrichenes Sandwich.

Bagels

Bagels sind eine andere nordamerikanische Spezialität. Das Gebäck wurde einst von osteuropäischen jüdischen Immigranten mit in die neue Heimat gebracht.

Donuts

Das nordamerikanische Kultgebäck mit Loch in der Mitte, das niederländische Immigranten im Gepäck hatten, hat kulinarisch betrachtet, längst seinen Siegeszug um die Welt angetreten und ist auch in deutschen Bäckereien zu finden. Dem süßen Teilchen, das es in unzähligen Variationen gibt, hat man in den USA sogar einen eigenen Gedenktag gewidmet. Jedes Jahr am 3. Juni ist Donut Day.

Ahornsirup – Maple Syrup

Das ist Nordamerika kulinarisch pur. In der Produktion dieses wunderbaren Sirups ist Kanada führend. Nicht umsonst hat das Land auch das Ahornblatt in seinem Wappen. Die Provinz Quebec ist der größte Produzent von Ahornsirup und liefert rund 90% des weltweiten Bedarfs. Der Saft, der dem Baum nur im Winter abgezapft werden kann, diente schon den First Nations, den Ureinwohnern Kanadas, als natürliches Süßungsmittel. In ganz Nordamerika beliebt ist der Ahornsirup heute auf Pancakes zum Frühstück. Diese Liste ließe sich noch weiter fortführen, ich werde darauf in weiteren Beiträgen eingehen.

Fazit:

Nordamerika ist kulinarisch betrachtet das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ethnien aus allen Kontinenten und aller Herren Länder prägten den Kontinent und seine Küche. So ist eine Reise durch diesen Erdteil immer auch eine Reise durch nahezu alle Küchen dieser Welt – aber stets an den American Way of Life angepasst.