Europa kulinarisch

Der Kontinent Europa ist von der Fläche her der zweitkleinste Kontinent, doch mit etwa 50 Ländern hat er sogar drei Länder mehr als das über 4 x so große Asien. Daraus ergibt sich eine unglaublich vielfältige kulinarische Landschaft, ähnlich einem bunten Flickenteppich. So manche europäische Spezialität beeinflusste und inspirierte Landesküchen rund um den Globus. Die Gründe dafür liegen in den unterschiedlichsten Kulturen Europas, in der Kolonialpolitik längst vergangener Zeiten und verschiedenen Auswanderungwellen während großer Hungersnöte. Aber auch die einzelnen Länder beeinflussten sich kulinarisch untereinander. Bei so vielen unterschiedlichen Staaten auf relativ kleinem Raum blieb es nicht aus, dass die Menschen sich wechselweise in die Töpfe schauten.

Europa kulinarisch – Die Mitte

Zu Mitteleuropa werden die folgenden Länder gezählt: Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Slowenien, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und das Baltikum mit den Ländern Estland, Lettland und Litauen. Während Deutschland kulinarisch bekannt ist für seine unzähligen Brotsorten, Bratwurst und Sauerkraut, ist etwa Österreich das Land der Mehlspeisen, bei Ungarn denkt man an Gulasch und Paprika, Tschechien dagegen steht für Bier und Knödel. Im Baltikum ist ein beliebtes Gericht die kalte Rote-Bete-Suppe. Hier spielt die russische Nachbarschaft eine Rolle.

Europa kulinarisch – Der Westen

Dazu gehören die Länder Frankreich, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Großbritannien sowie Irland. Westeuropa biete eine unglaubliche kulinarische Bandbreite. „Leben wie Gott in Frankreich“, das geflügelte Wort zielt ab auf die berühmte Haute Cuisine des Landes, die hohe Qualität und die Raffinesse vieler Gerichte. Die französischen Ikonen Baguette und Croissant haben längst ihren kulinarischen Siegeszug um die ganze Welt angetreten. Bei der belgischen Küche fangen die Augen von Schokoladen- und Waffel-Fans an zu leuchten. Bei Irland denken die meisten an Irish Stew, einen deftigen, sättigenden Eintopf, an Räucherlachs und den bekannten irischen Whiskey mit „e“. Großbritannien, das – eigentlich mittlerweile zu Unrecht – kulinarisch nicht gerade bei den Top Ten zu finden ist, hat als Nationalgericht die berühmt-berüchtigten „Fish & Chips“ zu bieten.

Europa kulinarisch – Der Norden

Bei diesen skandinavischen Ländern – Schweden, Norwegen, Dänemark, Island, Finnland – denkt man in erster Linie an Fisch. Kein Wunder, alle fünf haben eine Meeresküste, entweder Nordsee, Nordmeer oder Ostsee. Vor vielen Jahren sorgte ein schwedischer Möbelhersteller dafür, dass eine kulinarische Spezialität weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt wurde, nämlich Köttbullar, Fleischklößchen. Das Land ist aber auch Heimat des Knäckebrots und des Smörgasbord, einem Buffet mit herzhaften Fisch- aber auch Fleischgerichten, bei dem Brot „Smörgas – Butterbrot“ auf keinen Fall fehlen darf. In Dänemark findet Smörgas seine Entsprechung als Smörrebröd. Bei den Backwaren dürfen natürlich die delikaten Kaneelbullar nicht fehlen, die Zimtschnecken. Ursprünglich in Schweden entstanden, gibt es die süße kulinarische Verführung heute in ganz Skandinavien.

Europa kulinarisch – Der Osten

Die osteuropäische Küche wird kulinarisch oft auf Wodka und Borschtsch reduziert. Doch die osteuropäischen Länder – Weissrussland, Ukraine und Russland – haben ungleich mehr zu bieten. So sind Teigtaschen, die landläufig eher typisch sind für die italienische oder asiatische Küche, ein wichtiger Bestandteil der osteuropäischen Küche. Pelmeni sind beispielsweise eine Art Nationalgericht in der ukrainischen Küche, häufig gefüllt mit Kartoffeln oder Kohl. In der russischen Küche dagegen kennt man noch mehr Füllungsvarianten, dort heißen die Teigtaschen Wareniki. Als Begleitung unverzichtbar bei vielen Gerichten ist Sauerrahm. Die berühmten Blini, kleine Pfannkuchen, ursprünglich nur aus Buchweizenmehl gebacken, werden in der Luxus-Variante mit russischem Kaviar serviert. Sie sind ein kulinarisches Erbe der Mongolenherrschaft zwischen dem 13. und 15. Jh. In Weißrussland oder Belarus, spielen Kartoffeln eine wichtige Rolle, man kennt sie erst seit dem 18. Jh., doch die Menschen dort verstehen es, aus dem einfachen Gemüse eine Vielzahl von herzhaften Gerichten herzustellen. Deshalb erhielten die Belarussen den Spitznamen „Bulbaschi“, Kartoffelesser. Da außerdem ungefähr ein Drittel des Landes bewaldet ist, spielen auch Beeren und Pilze eine große Rolle in der weißrussischen Küche.

Europa kulinarisch – Der Süden

Die europäischen Länder an den Mittelmeerküsten werden Südeuropa zugerechnet und beinhalten Italien und Vatikanstadt, Malta, Monaco, Portugal und Spanien. Auch die beiden Zwergstaaten Andorra und San Marino im Binnenland gehören dazu. In Südeuropa steht die Wiege der Mittelmeerküche. Sie ist vielgerühmt, denn, bedingt durch das Kochen mit erstklassigem Olivenöl, ist sie sehr gesund. Und wer kennt sie nicht, die Nudelgerichte Italiens wie Spaghetti Bolognese oder Pizza. Auch Spaniens Küchenklassiker Paella oder Tapas sind von der kulinarischen Weltkarte heute nicht mehr wegzudenken. Wer Portugal besucht, sollte Bacalhau kosten, das Nationalgericht aus Stockfisch. Davon soll es soviele Varianten geben, wie das Jahr Tage hat. Verführerische Süßigkeiten wie Pasteis de Nata, üppig mit Eiercreme gefüllte Blätterteigtörtchen sind ein Muss für Portugalurlauber. Die kleinen Teilchen sind ein kulinarisches Relikt aus der Zeit der Maurenherrschaft.

Europa kulinarisch – Der Südosten

Zu dieser Großregion gehören die Länder, die vom Schwarzen Meer, dem östlichen Mittelmeer und der Adria begrenzt werden: Albanien, Bosnien & Herzegowina, Bulgarien, Griechenland, Kosovo, Kroatien, Nordmazedonien, Montenegro, Moldau, Rumänien, Serbien, Türkei (europäischer Teil) und Nord-Zypern. Bekannt ist in diesem Reigen die Balkanküche, zu der Länder wie Bulgarien, Kroatien oder Serbien gehören. Eine auch bei uns zur Grillzeit beliebte Spezialität sind Cevapcici. Sie kamen vermutlich durch die Osmanen einst auf den Balkan. Diese länglichen Hackröllchen werden je nach Land gewürzt mit viel Paprika, Knoblauch oder Bockshornklee. Als Dip dazu wird Ajvar gereicht, eine sehr würzige Paprika-Creme. Die griechische Küche dürfte die bekannteste und vielleicht auch beliebteste Küche in Südosteuropa sein. Gyros, Feta, Moussaka oder Tsatsiki sind seit vielen Jahren auch bei uns altbekannte mediterrane Klassiker und bedürfen keiner weiteren Erläuterung. Aus Zypern kommt der Halloumi-Käse, eine Spezialität aus Schafs-, Ziegen- oder Kuhmilch, die klassisch mit Öl bestrichen und gegrillt wird.

Fazit:

Europa – ein kleiner Kontinent mit großem Genusspotential.

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