Machu Pichu zählt zu den größten und mysteriösesten archäologischen Sehenswürdigkeiten unserer Erde. Die geheimnisumwitterte Stadt eines längst vergangenen Inkareiches liegt hoch in den peruanischen Anden auf einem Bergkamm in rund 2.500m Höhe, nur etwa 75 km von der Stadt Cusco entfernt. Seit 1983 zählt sie aufgrund ihrer Einzigartigkeit zum Unesco Weltkulturerbe.

Wer waren die Inka?

Ihr Volk zählt mit zu den rätselhaftesten Kulturen unserer Erde. Ihr Reich begann, sich im 13. Jh. zu entwickeln und erstreckte sich bald über weite Teile des südamerikanischen Kontinents. Ihre Herrschaft endete nur 300 Jahre später mit der Ankunft der spanischen Konquistadoren unter Francisco Pizarro.
Leider kannten die Inka keine Schrift, so dass jegliche Aufzeichnungen fehlen, die ein wenig mehr Licht ins Dunkel dieser Kultur bringen könnten.

Machu Picchu – Ein Traum geht in Erfüllung

Vor einigen Jahren erfüllte sich in Machu Picchu für mich ein Jugendtraum: Schon immer hatte ich mich für diese alte Kultur interessiert und mir gewünscht, die weltberühmte Inka-Stadt einmal mit eigenen Augen sehen und erleben zu dürfen. Und da stand ich nun und konnte es nicht fassen, dass mein langgehegter Traum endlich Wirklichkeit geworden war. Mitten in tiefster Nacht war ich aufgebrochen, hatte mich in die Schlange der Wartenden an der Haltestelle in Aguacaliente eingereiht, um einen Platz im allerersten Bus nach Machu Picchu hoch zu ergattern.


Jetzt war es bereits hell geworden. Die Sonne ging langsam auf und die noch langen Schatten wanderten wie dunkle Finger über die uralte Ruinenstätte, sie schien gleichsam lebendig zu werden. Ein mystisches Erlebnis, das mir – wenn ich heute daran denke – noch immer Gänsehautfeeling verschafft.

Von hier oben breitet sich ein grandioses Panorama der Bergwelt aus, der Blick fällt weit hinunter ins tiefe ‚Valle Sagrado‘, das heilige Tal der Inka, das sich der Urubamba-Fluss im Lauf von Jahrmillionen gegraben hat.

Warum wurde Machu Picchu an dieser nahezu unzugänglichen Stelle gebaut?

Die Stadt konnte nur sehr schwer erreicht werden, der Weg führte über Bergpässe und schmale Saumpfade. Warum die Stadt gerade dort oben gebaut wurde, darüber gibt es zwar viele Vermutungen und Spekulationen, aber keine hieb- und stichfesten Beweise.

Machu Picchu – Die Entdeckung

Bereits hundert Jahre nach ihrem Bau wurde die Inka-Stadt schon wieder verlassen. Die Gründe dafür liegen bis heute im Dunkeln. Es war die Zeit, als die spanischen Eroberer unter Francisco Pizarro ins Land kamen und das Inkareich zerstörten. Doch das hoch oben versteckt in den grünen Bergen liegende Machu Picchu blieb ihnen verborgen, sie hielten sich eher in den Tälern auf. So blieb die Kultstätte unentdeckt, sie geriet in Vergessenheit und fiel in einen Dornröschenschlaf.

Erst 1911 wurde sie von Hiram Bingham, einem amerikanischen Forscher wieder entdeckt. Die Natur hatte sich ihr Terrain in den vergangenen Jahrhunderten wieder zurückerobert und erst bei den Ausgrabungen trat die unglaubliche Größe der Inka-Stadt zutage.
Bis heute sind die Rätsel um Machu Picchu noch immer nicht endgültig gelöst.

Machu Picchu – Die Bauweise

Die Ruinenstätte ist ein Meisterwerk der Baukunst, mit 200 Häusern aus Stein, zahlreichen Terrassen und mehreren tausend Stufen. Man vermutet, dass die Stadt 1450 vom Inkaherrscher Pachacutec Yupanqui gegründet worden sein soll.

Heute wird mit modernster Laserscan-Technologie an der Erforschung von Machu Picchu gearbeitet und dadurch konnte man in jüngster Zeit wieder neue Erkenntnisse über die Bauweise der Inka-Architekten gewinnen.

Es muss ein unglaublicher Aufwand gewesen sein, diese riesige Stadt oben auf einem Bergrücken zu erbauen. Schaut man sich um, stellt man fest, dass die Berge nicht kahl, sondern grün bewachsen sind. Es musste also erst einmal Baufläche geschaffen werden für das Fundament. Das dabei anfallende Materiel wurde anschließend wieder verwendet für den Bau der Terrassen. Ein perfektes System bei dem nichts von dem kostbaren Baumaterial verschwendet wurde! Denn die Inka waren auch tief verbunden mit der Natur.

Bei genauerem Hinsehen stellt man fest, dass die Mauern der Terrassen ohne jeglichen Mörtel zusammengefügt wurden, die Steine passen so perfekt ineinander, dass kein Blatt Papier dazwischen passt.

Die Versorgung der Menschen in Machu Picchu

Um die 1.000 Menschen haben vermutlich zur Blütezeit der Stadt hier gelebt. Die unzähligen massiv gebauten Steinhäuser zeugen davon. Doch wovon lebten die Menschen an diesem absolut abgelegenen Flecken Erde hoch oben in den Anden? Man vermutet heute, dass die Inka autark lebten und die Terrassen für den Anbau von Nutzpflanzen benutzten wie Mais, Kartoffeln oder Quinoa.

Das Wichtigste aber war die Versorgung mit Trinkwasser. Wer heute durch Machu Picchu wandert, dem fallen die kleinen Wasserkanäle auf, die sich durch das ganze Areal ziehen. Sie versorgten die Menschen einst mit dem lebensnotwendigen Trinkwasser.

Die Inka waren nicht nur Meister der Baukunst, sondern auch des Wasserbaus. Sie gruben Brunnen auf unterschiedlichen Höhen und verbanden sie untereinander mit Kanälen. Neueste Forschungen belegen, dass die Quelle, die das Wasser lieferte, etwa 750m entfernt an einem anderen Berghang lag. Mit Hilfe eines Auffangbeckens und einer perfekt ausgeklügelten Wasserleitung, die weder zu steil noch zu flach angelegt werden durfte, gelangte das Wasser nach Machu Picchu. Archäologen konnten mittels Laserscan-Technologien berechnen, dass den Menschen dort oben auf dem Berg etwa 70 Liter Wasser täglich zur Verfügung standen. Heute liegt der Verbrauch durchschnittlich bei etwa 120 Liter.

Faszinierende Bauwerke der Inka-Stätte

Machu Picchu ist zweigeteilt – es gibt einen Stadtbereich mit den verschiedenen Gebäuden und einen landwirtschaftlichen Bereich mit den etwa 200 künstlich angelegten Terrassen

Condor-Tempel

In diesem Tempel findet man einen von Wind und Wasser geformten Stein, den die Inka kunstvoll zu einer fliegenden Condor-Figur umgestaltet haben. Der Condor war in ihrer Mythologie ein Symbol für den Geist.

Tempel der drei Fenster

Er soll auf eine alte Sage der Inka zurückgehen, nach der ihre Vorfahren einst aus einer Höhle mit 3 Fenstern hervorgingen. Auffallend ist auch, dass die Fenster nach Osten, also zum Sonnenaufgang hin, ausgerichtet sind. Bei diesem Tempel kann man ebenfalls sehr schön die millimetergenau zusammengefügten Steine bewundern.

Der Intihuatana-Stein

Die Archäologen vermuten, dass es keine reine Wohnstadt war, sondern dass ein Teil auch als Observatorium für die Astronomen der Inka diente. In der Intihatana-Pyramide steht der seltsam geformte gleichnamige Stein. Er diente wohl als eine Art Sonnenuhr. Er ist so ausgerichtet, dass sich mit seiner Hilfe die Winter- und Sommersonnenwenden exakt berechnen lassen. An diesen Tagen wurde verschiedene Zeremonien abgehalten.

Übersetzt bedeutet Intihuatana ‚Der Ort an dem die Sonne gefesselt ist‘. Die Sonne soll symbolisch an den Stein gebunden worden sein, um ihre Wanderung nach Norden aufzuhalten.

Der Sonnentempel

Er diente vermutlich als Sonnenobservatorium. Bei diesem Bauwerk fällt die unglaubliche Gleichmäßigkeit der quaderförmigen Steine auf. Es ist wohl einer der schönsten Bauten in Machu Picchu. Und es ist erstaunlich, dass die Inka dies mit einfachsten Werkzeugen wie Steinhämmern realisierten. Und die Steine passen perfekt auf- und aneinander ohne den kleinsten Zwischenraum. Diese Kultur kannte das Rad nicht und doch fanden die Menschen Mittel und Wege, diese großen Steine zu bewegen und zu transportieren.

Machu Picchu und sein ‚Zwilling‘ Huayna Picchu

Machu Picchu bedeutet übersetzt ‚Alter Gipfel‘. Huaynapicchu ist der ‚junge Gipfel‘. Mit 2.700m erhebt er sich fast 300m über Machu Picchu. Es ist der imposante Berg, der im Hintergrund des weltberühmten Postkartenmotivs pittoresk emporragt.

Die Wanderung zum Gipfel des fast senkrecht aufsteigenden Berges und wieder zurück dauert einige Stunden, besonders wenn man viele Fotopausen macht. Der Aufstieg ist sehr beschwerlich. Die Pfade sind steil und zum Teil muss man auch an Seilen gehen. Man braucht schon ein wenig Kondition und sollte außerdem schwindelfrei sein. Ist man fast oben angelangt, muss man sich noch durch ein dunkles, und sehr enges Felsenloch quetschen. Kein Licht von draußen fällt hinein. Aber dann ist es geschafft.

Die Stadt auf dem Huaynapicchu

Oben auf dem Gipfel des Huaynapicchu liegt ebenfalls eine Ruinenstätte, bestehend aus Häusern und Terrassen. Hier kann man die phänomenale Kunst des Steinbaus noch mehr bewundern. Es muss nicht nur sehr mühsam, sondern auch sehr gefährlich gewesen sein, diese perfekten und stabilen Terrassen an einem solch steilen Berghang anzulegen. Daraus erkennt man auch, dass die Inka-Baumeister ein für ihre Zeit unglaubliches Wissen gehabt haben müssen im Hinblick auf die Statik. Der Blick von der Höhe hinunter auf das mysteriöse Machu Picchu ist spektakulär. Hier kann man noch einmal mehr ermessen, welche Leistung die Errichtung der Stadt darstellt. Wenn man bedenkt, wie anstrengend der Aufstieg ist und sich dann vorstellt, dass alles zum Bau Benötigte hochgeschleppt werden musste – einfach unglaublich!

Machu Picchu – Ein Rätsel

Was Machu Picchu wirklich war – eine Stadt? Eine Kultstätte? Ein – wie auch oft gemutmaßt wird – luxuriöser Landsitz eines Inkaherrschers? Wir wissen es noch immer nicht genau. Die Kenntnisse, die wir heute besitzen, ergaben sich aus den Untersuchungen der Stätte selbst.

Blick auf Machu Picchu und den Inka-Trail vom Gipfel des Huayna Picchu
Blick auf Machu Picchu und den Inka-Trail vom Gipfel des Huayna Picchu

Fazit

Es ist bis heute zutiefst beeindruckend, wie die Inka ihre Stadt mit einfachsten Werkzeugen in schwindelerregender Höhe errichteten, perfekt eingepasst in die Natur und für heutige Verhältnisse geradezu nachhaltig und ökologisch ohne Verschwendung von Materialien. Und wie sie es schafften, autark und unabhängig von der übrigen Außenwelt zu leben. Machu Picchu ist ein wahres Meisterwerk der Inka-Ingenieurskunst und ein fantastisches Reiseziel.

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