Die Küche im Jemen und auch ihre Esskultur ist für Europäer zunächst sehr gewöhnungsbedürftig. Einen Einblick bekam ich im Bergdorf Menakha.
Statt eines großen Speisesaals gab es für jede Gästegruppe einen eigenen Gastraum. Vor dem Betreten mussten wir als erstes die Schuhe ausziehen. Drinnen war alles fein mit Teppich und Sitzkissen ausgelegt. Der Blick nach draußen war phantastisch – schroffe Felsmassive und Terrassen an den steilen Hängen. Und dann die Überraschung: Der Tisch war auf dem Boden gedeckt! Ich ließ mich im Schneidersitz auf dem Boden nieder – es gab keine Stühle – und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
Der Jemen kulinarisch
Mein Magen knurrte. Die Küche im Jemen? Ich war gespannt auf die Spezialitäten. Da ging auch schon die Tür auf. Eine Vielzahl von Speisen wurde im Gänsemarsch hereingetragen. Es gab verschiedene Gemüsesorten wie Okra, Kartoffeln, gefüllte kleine Kürbisse, ähnlich unseren Zucchini, gekochtes Hammelfleisch, Reis mit Rosinen und Hackfleisch mit feingehackten Tomaten vermischt. Dazu wurde das obligatorische Fladenbrot gereicht. Normalerweise wird hier mit den Händen gegessen. Das Brot dient als Besteck. Eine Besonderheit der Küche im Jemen ist, dass die Leute gerne Süßes essen. Das beschränkt sich nicht nur auf den Nachtisch. Auch der wurde bereits in Form eines Kuchens aufgetragen. Nein, Süßes isst man im Jemen gerne auch vorneweg. Ich probierte und war angenehm überrascht. Es war mit Butter und Honig vermischtes gegartes Brot. Der Jemen war früher für seinen Honig berühmt. Ich ließ mich nicht lange bitten und probierte alles, was die Küche im Jemen zu bieten hatte.
Blick in eine Küche im Jemen
Als ich wohlig satt nach dem Essen nach draußen ging, fiel mein Blick im Vorbeigehen in die Küche des Gasthauses. Drinnen stand die „Dame des Hauses“ – schwarz verschleiert von Kopf bis Fuß – und bat mich freundlich herein. Die Küche mutete mich sehr archaisch an. Ich hatte das Gefühl, ins Mittelalter katapultiert worden zu sein. Überall standen riesige Kochtöpfe herum, fast leer – wir hatten artig alles aufgegessen. Das reichhaltige Mittagessen war in dieser winzigen Küche auf sechs kleinen Herdplatten auf einem Gaskocher zubereitet worden. Eine Meisterleistung! Der „Hotelmanager“ und Gatte der Köchin ließ sich auf meine Bitte hin stolz zusammen mit seiner Frau fotografieren. Beide strahlten übers ganze Gesicht.