Fort Kochi und Kochi sind Reiseziele, die man in Südindien nicht versäumen sollte. Wer einmal in den Bundesstaat Kerala reist, dem wird sich der riesige Subkontinent einmal von einer ganz anderen Seite präsentieren. Ein gutes Beispiel dafür ist die sehr reizvolle und lebhafte Hafenstadt Kochi. Noch bis in die 1990er Jahre hieß sie Cochin. Sie liegt im Südwesten Indiens an der Malabar- oder Pfefferküste.

Kochi und seine wechselhafte Geschichte

Man schrieb das Jahr 1498 als der erste Europäer über das Arabische Meer kam und die südindische Küste erreichte. Es war ein Ereignis, das in die Weltgeschichte eingehen sollte. Denn als er am 20. Mai den Boden des Subkontinents betrat, hatte der berühmte portugiesische Seefahrer und Entdecker Vasco da Gama endlich sein heiß ersehntes Ziel erreicht:

Der lange Zeit vergeblich gesuchte Seeweg nach Indien rund ums Kap der guten Hoffnung war gefunden. Fast ein ganzes Jahr hatte diese nicht ungefährliche Reise gedauert, zu der er am 8. Juli 1497 in Lissabon aufgebrochen war. Mit dieser bahnbrechenden Entdeckung war das bis dahin geltende Gewürzmonopol der Araber endlich gebrochen. Der Weg zur Weltmacht war für Portugal frei.

In den folgenden Jahrhunderten machten sich Portugiesen, Holländer und Briten die Herrschaft streitig. Denn Kochi hatte sich zu einem wichtigen Dreh- und Angelpunkt im gewinnbringenden Gewürzhandelt etabliert. Diese Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Auf einem Rundgang kann man in die Geschichte eintauchen.

Fort Kochi

Kochi mit seinen heute etwa 600.000 Einwohnern verteilt sich auf das Festland, mehrere Halbinseln und Inseln. Sie sind teils natürlich, teils von Menschenhand aufgeschüttet. Mit Fähren gelangt man sehr bequem in die verschiedenen Stadtteile. Auf dem Festland liegt der moderne Stadtteil Ernakulam.

Er ist das wirtschaftliche Zentrum mit moderner Architektur und hat vergleichsweise wenige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Ganz anders dagegen präsentiert sich der Stadtteil Fort Kochi. Er liegt auf der gleichnamigen Halbinsel und ist die Touristenattraktion schlechthin. Denn hier schlägt das alte Herz von Kochi, ist die Geschichte noch lebendig. Die Bezeichnung ist historisch bedingt.

Die Portugiesen hatten in diesem Gebiet einst vom indischen Raja die Genehmigung erhalten, ihre Festungsanlage zu errichten. So entstand das Fort Manuel. Davon ist heute kaum mehr etwas übrig geblieben. Nur der Name Fort Kochi erinnert noch an die Anfangszeiten der Portugiesen.

Kirche St. Francis in Fort Kochi

Könnte diese Kirche sprechen, sie wüsste sicherlich viele Geschichten zu erzählen. Denn die St. Francis Church – oder St. Franziskus-Kirche – ist das älteste Gotteshaus auf dem Subkontinent. Sie steht ebenfalls in der Altstadt Fort Kochi.

Sie wurde 1503 zunächst als einfache Holzkonstruktion von Franziskanermönchen errichtet, die im Gefolge des portugiesischen Entdeckers Alvarez Cabral nur wenige Jahre nach Vasco da Gama ins Land gekommen waren. Nach einem Brand entstand der Neubau dann bereits aus Stein. Die Kirche wirkt fast ein wenig wie eine Dorfkirche. Sie ist außen wie innen architektonisch sehr schlicht gehalten.

Punkah

Wer sich genauer umsieht, dem fällt eine seltsame Konstruktion unter der Decke auf. Langgestreckte schmale Stoffbahnen hängen an einer hohen und beweglichen Seilkonstruktion, die sich durch das gesamte Kirchenschiff zieht. Es ist eine Punkah. Diese typisch indische Form einer ‚Klimaanlage‘ hat eine lange Tradition.

Man findet sie nicht nur hier in Fort Kochi sondern sehr häufig auch in den großen Palästen der Maharajahs im Norden Indiens. Früher mussten diese überdimensionalen Fächer von einem Diener von Hand betrieben werden, dem sogenannten Punkah Wallah.

Grabstein Vasco da Gama

Eine weitere Besonderheit ist das Grab von Vasco da Gama. Der aufgrund seiner Verdienste zum Vizekönig ernannte Portugiese war zum dritten Mal nach Kochi (Cochin) gekommen. Doch nur kurze Zeit nach seiner Ankunft erkrankte er und verstarb am Heiligen Abend des Jahres 1524 im Alter von nur 55 Jahren. Er wurde in der St. Francis Kirche bestattet. Sein Sohn ließ seine sterblichen Überreste einige Jahre später zurück nach Portugal überführen.

Seine letzte Ruhe fand Vasco da Gama dann im Hieronymuskloster in Lissabon. In der St. Francis Kirche in Fort Kochi erinnert heute aber noch der Grabstein an den Mann, der die Welt veränderte.

Die chinesischen Fischernetze in Fort Kochi

Wer im alten Stadtviertel Fort Kochi am Ufer entlang bummelt, dem fallen riesige seltsam anmutende archaische Holzkonstruktionen auf. Sie sind das wohl berühmteste Wahrzeichen von Koch (Cochin) und vermutlich auch das am meisten fotografierte – die chinesischen Fischernetze. Es gibt verschiedene Legenden, wie sie vor vielen Jahrhunderten hierher gelangten.

Eine davon erzählt, es sollen chinesische Fischer gewesen sein, die zusammen mit Kaufleuten vom Hof des mächtigen Kublai Khan nach Südindien kamen und ihre Fischfangtechnik mitbrachten.

Ihre Funktionsweise

Wie funktioniert der Fischfang mit dieser fest installierten Konstruktion aus Bambus- und Teakholzstangen? Die riesigen horizontal hängenden Netze werden mit Hilfe von Zugschnüren und eines ausgeklügelten Systems in Abständen ins Wasser eingetaucht und nach einiger Zeit wieder hochgezogen. Die schweren Steine in der Konstruktion dienen als Gegengewichte.

Je nach Göße werden zwischen vier und sechs Männer benötigt, um die Netze zu bedienen. Der Fang wird entsprechend aufgeteilt. Leider bleiben heute die Netze häufig leer, das Meer ist auch hier überfischt. Von den vielen ‚Cheenavalas‘, so heißen die Fischernetze in der Landessprache sind heute nur noch acht in Fort Kochi übrig geblieben.


Die beste Möglichkeit, die Fischer in Aktion zu sehen, bietet sich am Morgen oder am Abend. Leider muss man auch sagen, dass das Umweltbewusstsein hier nicht gerade ausgeprägt ist. Überall liegt viel Müll herum. Ein Foto bei Sonnenuntergang lässt diesen Missstand dann vielleicht ein wenig im Hintergrund verblassen.

Fazit

Wer das klassische Indien im Norden mit seinen märchenhaften Maharajah-Palästen und alten Städten schon kennt, dem sei der Besuch von Kerala und der Stadt Kochi (Cochin) sehr ans Herz gelegt. Ein spannender Aspekt der kulturellen Vielfalt des riesigen Subkontinents lässt sich hier besonders gut erleben. Über weitere Highlights wie die Backwaters und die kulinarischen Besonderheiten dieser Region werde ich dann ein andermal berichten.

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